CD
Vorstellung "Ein böses Märchen..." (Metal Hammer, April 2000)
Abgetippt von Sebastian Kuboth

Ein Böses Märchen aus tausend finsteren Nächten
Liebe Onkelz-Gegner: Ploppt doch mal eure PC-Ohropax aus den Lauschern und
unterzieht EIN BÖSES MÄRCHEN AUS TAUSEND FINSTEREN NÄCHTEN einer musikalisch
(soweit das bei dieser Band überhaupt möglich ist) objektiven Beurteilung - es
lohnt sich! Das Bemühen, sich songwriterisch weiter zu entwickeln, ist den neuen
Tracks deutlich anzumerken (einzige Ausnahme: die Schunkel-Fan-Huldigung
`Danke´, die als `Mexiko´ - Nachfolger dienen soll). War es früher so, dass sich
Onkelz-Material meist beim ersten Anlauf im Kopf festsetzte, wird man dieses
Album in seiner Vielfalt erst vergleichsweiße spät schätzen Lernen. Damit eines
klar ist: Natürlich ist man weit von sogenannter „Musiker-Mucke" entfernt. Hier
wird nicht poliert gefrickelt, sondern dreckig gerockt, wie zum Beispiel im
Opener ‚Onkelz 2000‘ oder ‚Lüge‘. Dazu passt denn auch die Produktion, die um
einiges kantiger ausgefallen ist als bei VIVA LOS TIOZ. Ansonsten besitzen die
Songs viele verschiedene Ebenen. Man mag mich steinigen: Aber die Böhsen Onkelz
gehören zu den deutschen Bands mit dem Größten Sinn für wirkungsvolle
Arrangements. Hierzu höre man bitte das verzweifelte ´Knast`, das schmissige
‚Exitus‘ oder das stimmungsvolle ‚Zuviel‘. Auf der Hit-Single `Dunkler Ort` und
dem leicht freakigen `C’est La Vie´ wird außerdem klar, dass sich sowohl im
Bereich der Rhytmussektion als auch der Vocals einiges getan hat. Man hat sich
und seine Songs überdacht, teilweise Neues probiert, ohne zu zerstören. Der
Onkel hat einige neue Falten, ist aber zu jeder Zeit von seinen Nichten und
Neffen wiederzuerkennen, wenn er EIN BÖSES MÄRCHEN AUS TAUSEND FINSTEREN NÄCHTEN
zum Besten gibt. Albtraumhaft!
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